Veränderung, das freimaurerische Paradoxon
Wechsel, Umwandlung, Neugestaltung – Berichtigung, Innovation und Übergang sind nur einige Worte, mit denen der Begriff Veränderung umschrieben werden kann. Veränderung erscheint erst einmal neutral, die Synonyme zeigen aber, dass im Aussprechen oder Hören bereits ein hohes Potential für mögliche Bewertungen liegt.
So facettenreich der Begriff auch sein mag, er begegnet uns immer wieder in der Freimaurerei. Sei es ursprünglich in der maurerischen Tradition, wo der Steinmetz mit seinen Werkzeugen den Stein so bearbeitet, verändert, dass er einen Platz im Kathedralenbau finden kann oder heute, im übertragenen Sinne, dass wir mit unseren Werkzeugen des Verstandes ein Thema so bearbeiten, dass darauf Zukunft gebaut werden kann.
Was heißt das konkret? Freimaurerin sein bedeutet, Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein, nicht auf Altem unreflektiert zu beharren und Innovation, Veränderung nicht nur zuzulassen, sondern zu begrüßen. In dem freimaurerischen Erkenne dich selbst ist der nächste Schritt hin zum Gewünschten ja bereits angelegt, denn das Erkennen des Ist-Zustands ist kein Selbstzweck, sondern der Startpunkt der gewünschten Veränderung zu dem, was wir selbst als richtig und wichtig erkannt haben. Dieser Wunsch nach Veränderung wird in dem Ausspruch Werde die, die du bist deutlich auf den Punkt gebracht.
Freimaurerisch Denken endet aber nicht bei der eigenen Veränderung, sondern nimmt auch die Veränderung der Gesellschaft hin zu einem friedlichen, demokratischen, gleichberechtigten Miteinander in den Blick und entwickelt Strategien, wie Geschwisterlichkeit als Leitmotiv unseres Handelns umgesetzt werden kann. Die Entwicklung einer schöpferischen Haltung, mit der die Gestaltung des eigenen Umfeldes möglich wird, ist in der Loge Auftrag und Herausforderung zugleich.
Zum Nach- und Weiterlesen:
Verena Kast: Schreiben Sie Ihre guten Erinnerungen auf, Die Zeit, 27.5.2025
Steffen Huck: Die Veränderung der Veränderung (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung März 25)